Jahreszeiten

von Peter Zeitelberger

Peter Zeitelberger © Joachim Klinger

Jahreszeiten
(1996)
 
Oktember war´s, oder Septober,
das Wetter jedenfalls war schlecht,
es gab ein dichtes Eisgestober,
Herr Zei ging aus, ihn war es recht.
 
Beschlagen waren seine Brillen,
das störte ihn jedoch nur kaum.
Hartnäckig bohrt' er seinen Willen
in Sein und Schein und Zeit und Raum.
 
Auli war es, oder Jugust,
die Hitze war fast unerträglich,
wie Blei erschien der Himmel just,
Herr Zei flanierte täglich.
 
Zwar floß der Schweiß ihm in die Augen,
dem schenkt´ er keinerlei Beachtung.
Begierig schien er Licht zu saugen,
als fürchtet' er Umnachtung.
 
Der Mai jedoch, der milde Mond,
wo Blumen, Herzen blüh´n,
der war ihm wirklich ungewohnt -
Herr Zei zog Jalousien.
 
Die Amsel pfiff, die Lerche sang,
das litt er schwer, und hinter
gesenkten Augenlidern bang
erwartet Zei den Winter.
 
 
Peter Zeitelberger
 
 
Aus: Seltsame Sonette, sonderbare Strophen - 2004